Mit Anaphylaxie auf Reisen

Veröffentlicht am 19. Mai 2023 um 15:00

Damit man den Urlaub auch entsprechend genießen kann, erfordert es einiges an Planung und Organisation, sofern ein Anaphylaxie-Risiko besteht. Es gibt Hotels, die sich bereits auf Allergiker hervorragend eingestellt haben. Sie bieten beispielsweise bereits glutenfreie Gerichte an oder weisen Allergene aus. Aber auch viele andere Hotels sind bereit sich individuell auf die Bedürfnisse der Allergiker einzustellen. Hier bedarf es einiges an Vorabstimmung. Wer doch die volle Kontrolle über die zubereiteten Speisen und Getränke haben will plant den Aufenthalt in einer Ferienwohnung, Ferienhaus oder auf dem Campingplatz. Nachdem unser Sohn mit 21 Allergien doch einiges an Kochaufwand erfordert, war es mir immer wichtig, nicht im Urlaub kochen zu müssen. Durch die enge Abstimmung mit den Hotels, hatten wir immer einen wunderschönen und vor allem sorglosen Urlaub - und vor allem ohne den sonst bestehenden Kochaufwand.

Reisen mit Anaphylaxie und Allergie

Das passende Hotel buchen und die Organisation vorab

Die Auswahl des passenden Hotels ist ganz einfach: Wir suchen uns das Reiseziel aus, dass unsere erste Wahl wäre - Strand, Meer oder Berge, je nach Jahreszeit und natürlich alle sonstigen Auswahlkriterien, die bei einer Reise so wichtig sind. Wie viele Sterne sollte das Hotel haben? Welche Annehmlichkeiten oder Sportmöglichkeiten sollten geboten werden oder auch die Strandnähe. Sprich: Wir lassen uns nicht von den vielen Allergien steuern, sondern gehen von dem Reiseziel und dem Hotel aus, dass uns allen am besten gefallen würde. Ganz nach dem Prinzip: Wir lassen die Allergien nicht unser Leben bestimmen, sondern wir organisieren das Handling rund um die Allergien und die Anaphylaxie. Ist dann noch ein Krankenhaus in der Nähe und schnell erreichbar und entspricht die ärztliche Versorgung einem entsprechenden Standard, sind bereits wichtige Grundvoraussetzungen gegeben. 

Bevor wir buchen, kontaktiere ich das Hotel bezüglich der Allergien, um sicher zu gehen, dass wir auch einen sorglosen Aufenthalt genießen können. In der Absprache mit dem Hotel ist es wichtig die Allergie aufzuführen und wie sensibel sie damit umgehen müssen. Muss das Hotel auch darauf achten, dass keine Spuren des Allergens enthalten sind oder sollte beispielsweise keine Nuss verarbeitet werden? Meist gebe ich an, welche Nahrungsmittel unser Sohn essen kann und worauf sie bei der Zubereitung achten müssen. Als Reaktion wurde uns in vier von fünf Fällen immer signalisiert, dass das kein Problem sei auf die Allergien einzugehen. Häufig hatte sich sogar der Küchenchef des Hotels bei uns gemeldet, um individuelle Absprachen zu treffen. Wir klärten, welche Nahrungsmittel unser Sohn esse kann und ob das Restaurant sie zur Verfügung stellen kann aber auch ob wir Lebensmittel vorab als Paket zusenden sollen. In einem Hotel war dies wirklich der Fall. Der Küchenchef wollte ganz auf die Bedürfnisse eingehen  und fragte ausdrücklich nach bestimmten Nahrungsmitteln, um beispielsweise auch einen Pfannkuchen oder ein Brot für ihn backen zu können. Ich schickte somit vorab Hirsemilch, Mehle und Frühstücksflocken auf Hirse- und  Maisbasis und verträgliche Nudeln  zu. Selbst meine Rezepte sollte ich vorab bereit stellen. Hierbei muss man berücksichtigen, dass das Versenden der Lebensmittel einiges an Zeit in Anspruch nehmen kann, entsprechend Vorlaufzeit eingeplant und die Nahrungsmittel sehr gut verpackt werden sollten. Man kann die Lebensmittel natürlich auch beim Hersteller direkt bestellen und als Lieferadresse das Hotel angeben. Das Kundenservicemanagement des Hotels hatte sich darum gekümmert, dass das Paket auch in ihrer Küche für uns reserviert wurde und nicht an andere Gäste vergeben wurde. Eine kurze Vorabinformation hilft, dass das Paket bald ankommen sollte, sodass sie das Paket auch zuordnen können.

Die individuelle Ansprache mit dem Hotel gab mir bereits die erforderliche Sicherheit, dass wir das Hotel guten Gewissens buchen konnten und wir einen sorglosen Aufenthalt haben würden.  

Hat man eine Flugreise gebucht und ist auf eine Anaphylaxie-Set angewiesen, sollte man sich eine passende Bescheinigung vom Arzt organisieren. Die Reisebescheinigung muss ausgedruckt vom Arzt ausgefüllt und bescheinigt werden. Gerade bei den Sicherheitskotrollen ist dies sehr wichtig, da unter Umständen, das Anaphylaxie-Set nicht mitgenommen werden darf. In dem Rahmen sollte die Haltbarkeit der Medikamente überprüft werden als auch die Aktualität des Anaphylaxie-Passes.  

An die entsprechende Kühlung des Anaphylaxie-Sets sollte noch gedacht werden. Einen Beitrag über die richtige Kühlung werde ich noch einstellen. Eine Lagerung sollte die 25 Grad Celsius nicht überstiegen. Häufig wird von den Ärzten empfohlen, den Anaphylaxie-Pen in einem Thermobecher aufzubewahren. Es gibt jedoch auch Alternativen für die richtige Kühlung der Medikamente. In einem separaten Artikel werde ich ein paar Möglichkeiten vorstellen. Aktuell arbeite ich auch an der Produktion einer eigenen Tasche, die zur richtigen Kühlung des Anaphylaxie-Sets dient und praktisch ist, einmal als Reisevariante und einmal als Kinderrucksack. Nach Fertigstellung werde ich sie natürlich hier auf der Webseite vorstellen. An die Liste mit den Nahrungsmittelallergien in entsprechende Fremdsprache sollte ebenfalls gedacht werden. 

Letzte Organisationen fürs Handgepäck sind nicht zu vergessen. Schließlich bekommt man unterwegs auch etwas Hunger. Für den Fall, dass wir keine verträglichen Speisen unterwegs finden, habe ich gern ein paar Snacks im Handgepäck. Die Snacks für die Hinfahrt habe ich im Handgepäck und eine kleine separate Tasche für die Rückfahrt und den Aufenthalt vor Ort. 

 

Den Urlaub genießen

Direkt bei Ankunft im Hotel melden wir uns bei der Rezeption an und berufen uns auf die Absprache, die wir mit dem Kundenservice und der Küche vorab getroffen haben. Nachdem die üblichen organisatorischen Fragen zu Zimmer und Essenszeiten sowie Handtuchtausch geklärt wurden, dürfen mein Mann und die Kinder auf das Zimmer gehen, während ich auf den Küchenchef warte. Die Hotels hatten uns stets darum gebeten, dass wir den Küchenchef unmittelbar nach Ankunft anfragen sollten. Wir sollten sogar unsere Ankunftszeit durchgeben, sodass der Küchenchef zu gegebener Zeit im Dienst ist. 

Je nachdem, wie wir mit dem Hotel verblieben waren, stand der Küchenchef mit dem von mir zugesandten Paket da oder meinen Rezepten oder auch mit der Allergieliste. Wir besprachen wie die Abstimmung in den nächsten Wochen erfolgen würde und insbesondere, was es am nächsten Tag zu essen geben sollte.  

Wir waren bislang von allen Hotelaufenthalten sehr begeistert. Meist war es der Küchenchef selbst, der die Speisen zubereitete in separaten Pfannen. Sogar Wachteleier hatten sie vorab besorgt, da er keine Hühnereier verträgt. Sie waren sehr darüber verblüfft, dass sie nach ein paar Tagen Wachteleier nachbestellen mussten. Wahrscheinlich hatten sie die Liebe unseres Sohnes zu Wachteleiern und die Größe dieser kleinen Eierchen unterschätzt. Jeden Morgen wurde à la minute das Omlette und die Avocado mit verträglichem Brot zubereitet. Ein Koch bestand darauf selbst immer das Gericht zu servieren, weshalb wir von dem kompletten Personal als VIPs behandelt wurden. Er wollte nach jedem Gericht ein Feedback haben, ob es essbar wäre und was er verändern sollte. Als die Hirsemilch zur Neige ging, stellten wir aus Hirse gemeinsam Hirsemilch her. Schließlich hatte der Koch den eigenen Anspruch am nächsten Tag wieder Pfannkuchen servieren zu können. 

Es waren stets rundum gelungene Aufenthalte, sorglos, erholsam und einfach ein Erlebnis.


Reisebescheinigung
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