Anaphylaxie - Was ist das?
Bei einer Anaphylaxie handelt es sich um die schwerste Form der allergischen Reaktion. Es ist eine Akutsituation, was bedeutet, dass die allergischen Reaktionen sehr schnell auftreten und dabei mehrere Organe oder der gesamte Körper betroffen sein kann. Der Schock ist die extremste Form der anaphylaktischen Reaktion. Das Immunsystem reagiert in diesem Fall mit einer Überreaktion, produziert viele Antikörper und setzt große Mengen an Histamin frei. Dabei werden schlagartig alle Blutgefäße geweitet, der Blutdruck fällt ab, was zu einer Bewusstlosigkeit oder Kreislaufversagen führen kann. Das Histamin kann auch zu Verkrampfungen in den Atemwegen führen, sodass der Betroffene akute Atemnot hat.
Zu den häufigsten Auslösern von anaphylaktischen Reaktionen bei Kindern zählen Nahrungsmittel, gefolgt von Insektenstichen und Medikamenten. Im Anaphylaxie-Register werden regelmäßig Statistiken zu den gemeldeten Vorfällen veröffentlicht.
Auslöser | Kinder | Erwachsene |
---|---|---|
Nahrungsmittel | 60 % | 16 % |
Insektengifte | 22 % | 52 % |
Arzneimittel | 7 % | 22 % |
sonstige | 5 % | 3 % |
unbekannt | 7 % | 6 % |
Quelle: Anaphylaxie-Register 2021
Symptome schnell erkennen und rechtzeitig reagieren
Die Nachricht darüber, dass das eigene Kind Allergien hat, die lebensbedrohlich enden können, ist erschreckend. Umso wichtiger ist es, gut informiert zu sein, wie man Symptome früh erkennt, richtig und schnell reagiert und dafür auch ein gut ausgestattetes und beschriftetes Notfallset besitzt. Häufig beginnen die Symptome recht rasch nach Kontakt mit dem Auslöser oder nach der Einnahme von auslösenden Nahrungsmitteln. Aber auch auch eine verzögerte Reaktion ist möglich.
Zu den Anzeichen einer beginnenden Reaktion gehören:
Haut :
- Quaddeln (Nesselfieber)
- Hautrötung
- Schwellung von Lippen und Gesicht Jucken (Handflächen, Fußsohlen etc.)
Magen/Darm:
- Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe, Durchfall
- Kribbeln in Mund und Rachen Sonstige
Sonstige:
Fließschnupfen
Angstgefühl
Schwindel
Zu den Symptomen einer schweren Reaktion zählen:
Atemwege:
- Plötzliche Heiserkeit, Husten, pfeifende Atmung, Atemnot
Herz/Kreislauf:
- Blutdruckabfall, Bewußlosigkeit
Gleichzeitiges Magen oder aufeinanderfolgendes Auftreten von Symptomen an unterschiedlichen Organen : Darm, Haut, Atemwege, Kreislauf
In der Regel schult der Kinderarzt die Eltern der betroffenen Kinder, wie man im Notfall die Medikamente richtig verabreicht. Aber auch Online-Schulungen sind eine sehr wertvolle Ergänzung. So bietet beispielsweise der Deutsche Allergie- und Asthmabund viele Online-Schulungen für Ihre Mitglieder an. Die Schulung durch den Kinderarzt als auch die Online-Schulungen können ein probates Mittel sein, um beispielsweise Erzieher aus Kindertageseinrichtungen oder Lehrer zu schulen. Auch sie müssen im Notfall richtig reagieren können.
Weiterhin besteht die Möglichkeit im Rahmen von ärztlich verordneten Rehabilitationsmaßnahmen in Kinderkliniken Informationen zum richtige Vorgehen und Schulungen zu erhalten und diese sogar mit Fallbeispielen durchzusprechen.
Um Sicherheit im Alltag zu erreichen ist es ratsam zwei Mal im Jahr das Wissen aufzufrischen und so immer mehr ein Stückchen Sicherheit zu erhalten.
Handlungsempfehlung nach Anaphylaxie-Pass
Im Anaphylaxie-Pass wird je nach Schwere der Rekation die Handlungsempfehlung beschrieben.
Bei einer beginnenden Reaktion ohne eindeutigen Auslöser und unklaren REaktionen bei bekanntem Auslöser ist
- Der Arzt aufzusuchen/im Zweifel immer der Notarzt (112) zu verständigen
- Das Antihistaminikum und Kortison zu verabreichen
- Der Adrenalin-Autoinjektor bereitzuhalten
- Das Kind zu beobachten
Bei einer schweren Reaktion oder jeder Reaktion mit eindeutigem Auslöser ist
- Der Adrenalin-Autoinjektor in den seitlichen Oberschenkel zu injizieren und für einige Sekunden zu halten
- Die Lagerung
- Atemprobleme: sitzende Lagerung
- Kreislaufprobleme: Schocklagerung
- Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlagerung
3. Bei Atemnot zusätzlich Notfallspray anzuwenden (ggf. kurzfristig wiederholen)
4. Notarzt (112) zu verständigen - Tipp: Codewort "Anaphylaxie/allergischer Schock" angeben
5. Zusätzlich Antihistaminikum und Kortison zu verbreichen (nur bei ansprechbaren Patienten)
Häufig geht es den Betroffenen nach Verabreichen des Adrenalins sehr schnell sehr gut, als ob nichts gewesen wäre. Die Wirkung des Adrenalins beschränkt sich auf 10 bis 15 Minuten. Daher sollte der Notarzt immer nach dem Verabreichen des Adrenalins verständigt werden, auch wenn es der betroffenen Person für den Moment wieder besser geht.
Was gehört ins Notfallset?
In der Regel setzt sich das Notfallset aus den folgenden Bestandteilen zusammen:
- Adrenalin-Auto-Injektor (z.B. Fastjekt, Jext, Emerade, Anapen): stabilisiert den Kreislauf und Atmung, regt die Herztätigkeit an, mobilisiert das Blut, reduziert Hautschwellungen
- Antihistamin (z.B. Cetirizin, Fenistil, Aerius): wirkt abschwellend, mildert den Juckreiz, mindert die allergische Reaktion
- Kortison (z.B. Celestamine, Rectodelt, Decortin): wirkt entzündungshemmend und abschwellend
- Ggf Asthma-Spray (z.B. Salbutamol): erweitert die Bronchen, erleichtert die Atmung
- Anaphylaxiepass: beinhaltet ein aktuelles Lichtbild, um das betroffene Kind zu identifizieren, gibt Information über die anaphylaktischen Auslöser und beinhaltet eine Übersicht über zu verabreichenden Medikamente im Notfall.
Wichtig dabei ist, nur Dinge ins Notfallset zu packen, die auch dort hin gehören. Das Notfallset sollte übersichtlich bleiben. Keine zusätzlichen Medikamente, wie Kopfschmerztabletten, Pflaster oder ähnliches beinhalten. Ziel ist es, im Notfall schnell die richtigen Medikamente verabreichen zu können.
Medikament | Eintritt der Wirkung | Wirkdauer |
---|---|---|
Adrenalin | innerhalb weniger Sekunden | 10 - 15 Minuten |
Antihistamin | nach ungefähr 30 - 45 Minuten | 8 - 12 Stunden |
Kortison | nach 45 - 60 Minuten | 24-36 Stunden |
Salbutamol | innerhalb von 5 - 10 Minuten | 2 - 4 Stunden |

Ein paar Praxis-Tipps zum Notfallset:
- Aktuelles Lichtbild im Anaphylaxie-Pass: Nur mit einem aktuellen Lichtbild, können Dritte im Notfall helfen. Ein Abgleich des Betroffenen und die Zuordnung zum richtigen Medikamenten-Set ist dadurch möglich.
- Weniger ist mehr: Im Notfallset nur die Medikamente führen, die im Notfall zu verabreichen sind
- Gute Beschriftung: Eine Beschriftung mit einem Aufkleber mit der Reihenfolge, in der die Medikamente zu verabreichen sind und in welcher Menge, kann in der bereits angespannten Situation helfen
- Aktuelle Kontaktdaten: Wer soll im Notfall kontaktiert werden? Hier helfen aktuelle Kontaktdaten
- Medikamente vor Wärme schützen: Das Notfallset sollte nicht in der Sonne liegen. Im Sommer wird das Adrenalin durch die Wärme schnell beeinträchtigt. Hier hilft ein Thermobecher. Einfach den Auto-Injektor in einen Thermobecher packen und beschriften nicht vergessen!
- Regelmäßig auf Haltbarkeit überprüfen: Bereits beim Entgegennehmen der Medikamente einen Termin ins Handy einzustellen, um rechtzeitig vor Ablauf ein Rezept organisieren zu können.
HAT DIR DER ARTIKEL GEFALLEN? DANN TEILE IHN BITTE!
Findest Du den Artikel hilfreich? Ich freue mich auf Deinen Kommentar.
Kommentar hinzufügen
Kommentare
Sehr informativ und gute Tipps 👍