Mit Allergie und Anaphylaxie auf Mauritius

Veröffentlicht am 31. Juli 2023 um 16:15

Ganze 19 Tage Entspannung, Erlebnisse, Zeit mit der Familie und das auf einer Trauminsel. Viele Eltern mit Kindern, die Allergien oder gar ein Anaphylaxie-Risiko haben trauen sich nicht zu fliegen oder sich in ein Hotel einzubuchen. Wir haben bislang im Ausland sogar bessere Erfahrungen gemacht als bei unseren Unternehmungen in Deutschland. Die Menschen waren immer sehr offen gegenüber den Allergien und sich darauf einzustellen. Die Bedürfnisse des Kindes standen eher im Vordergrund und der dadurch verursachte Mehraufwand wurde gerne für die leuchtenden Kinderaugen in Kauf genommen. Gerne teilen wir mit Euch unsere Erfahrungen, die wir auf Mauritius im Shandrani Beach Resort gemacht haben.

Mit Allergie auf Mauritius

Unsere Vorbereitungen

Bereits vor Buchung habe ich das Shandrani Beachresort angeschrieben und nachgefragt, ob sie auf die Allergien eingehen können. Sie hatten nach ein paar Tagen via Mail geantwortet und dies bestätigt und uns gebeten bereits bei Ankunft nach dem Chefkoch des Hotels zu fragen.  Nach der Bestätigung konnten wir endlich das Hotel buchen. 

Damit man den Urlaub auch sorglos verbringen kann, gilt es einiges an Vorbereitungen zu treffen. Unsere Autoinjektoren waren sowieso von der Haltbarkeit gerade am Ablaufen. Daher passte es sehr gut. Ich lies mir zwei neue Verschreiben, prüfte den Notfallplan und die angegebene Telefonnummer für den Notfall. Auch, wenn wir noch nie eine Bescheinigung für den Flug gebraucht haben, holte ich ein Attest des Arztes, dass wir das Notfallset auch an Bord nehmen können. Für die Flugbescheinigung mussten wir ganze 15 Euro zahlen zahlen. Aber lieber dabei haben und nicht brauchen, als anders herum. 

Für die Kühlung der Medikamente habe ich zwei Taschen anfertigen lassen, die aus Isolationsmaterial genäht wurden. Wir haben sie im Urlaub verprobt und sind begeistert. Die Reisetasche ist klein und kompakt und ist für uns Eltern gedacht. Mit einem Karabinerhaken kann sie leicht beispielsweise an einen Rucksack für den Ausflug angebracht werden. Die zweite Tasche ist ein Kinderrucksack. Sie soll vor allem Constantin langsam daran gewöhnen, dass er selbst an die Medikamente denkt. Auch wenn er etwas älter ist und mit einem Freund zum Spielplatz will oder einfach nur einen Freund besuchen möchte, kann er sich einfach den Rucksack mit den Medikamenten schnappen. Und das beste, sie sind auch noch gekühlt.  

Die Notfallnummer des Landes und die Krankenhäuser vor Ort hatte ich mir ins Handy eingespeichert. Die Allergieliste habe ich in deutsch und englischer Übersetzung in Excel als auch mit einem Farbcode versehen. Nahrungsmittel, auf die Constantin nur leicht (mit Neurodermitis bei übermäßigen Verzehr) reagiert, habe ich gelb markiert und Nahrungsmittel mit Anaphylaxie-Risiko rot. So ist auch schnell visuell erkennbar, welche Kontaminationen auf jeden Fall vermieden werden sollten. 

Nachdem Constantin bei manchen Nahrungsmittelallergien mit der Haut reagiert, und ich mir nicht sicher war, ob wir alle Cremes, die wir für ihn brauchen vor Ort bekommen, habe ich lieber etwas mehr gekauft. Darunter waren natürlich die Gesichtscreme, für den Körper aber auch unsere parfumfreie Sonnencreme und etwas parfumfreies Waschmittel für die Reise. Für den Notfall hatten ich uns vom Arzt eine Cortison-Salbe verschreiben lassen. Verträgliches Duschgel und Shampoo darf natürlich auch nicht fehlen. 

Etwas schwieriger war es dann die ganzen alternativen Vesper für unterwegs und für Ausflüge vor Ort als auch für die Rückreise einzuplanen. Falls doch keine passenden Snacks im Flugzeug oder im Laden vor Ort vorhanden sind, habe ich gern etwas in der eigenen Tasche. Für die Hinreise hatte ich ein frisches Vesper eingeplant. Gerade für den Hinflug, falls sie das Essen doch nicht für ihn passend gestalten können. Ich hatte mit der Fluggesellschaft telefoniert. Aber man konnte lediglich 'glutenfrei', 'nussfrei' und 'milchfrei' angeben. Also war die Wahrscheinlichkeit, dass er es essen kann von vornerein nicht ganz gegeben. Aber ein Vespre durfte an Board mitgebracht werden. Also war mein Plan ein Vesperbrot mit Obst einzupacken. Für die Ausflüge vor Ort, hatte ich Maiswaffeln, Grissinis aus Mais-/Reismehl, glutenfreies Knäckebrot, verträgliche Riegel, Haferbällchen und ein paar Nudeln mitgenommen. Den Rest kann man vor Ort auch gut mit Obst auffangen. Und ein paar Kleinigkeiten lassen sich eigentlich immer finden. Die Vesperbox kann man auch gut vor Ort für die Ausflüge nutzen. Und wenn von den großen Grissini-Packungen etwas übrig bleibt, packt man sie in die Vesperbox für Die Rückreise. 

 

Neurodermitis Cremes
Notfallmedikamente bei Allergie kühlen
Allergie auf Reisen: glutenfrei und nussfrei

Die Anreise

Endlich war es soweit. Mit gepackten Koffern und mit samt Allergino-Rucksack ging es dann los in Richtung Bahn und Frankfurter Flughafen. Den Allergino-Rucksack hatte noch mit zwei frischen Kühlpads versehen. Wir hatten zwar mit Lufthansa gebucht, der Flug wurde aber durch Eurowings Discover durchgeführt. Die ganze Abstimmung lief somit ebenfalls über Eurowings Discover.

Am Board des Flugzeugs gab es dann auch schon bald das Abendessen, nachdem der Hinflug ein Nachtflug war. Wie erwartet konnten sie nicht auf alle Allergien eingehen. Es wurde was glutenfreies und etwas nussfreies serviert. Ei konnte man nicht angeben. Das riesige Omlette war somit obsolet. Nachdem Constantin eine Anaphylaxie-Risiko bei Hühnerei hat, war ich froh, dass ich noch etwas in Petto hatte. Und mein Mann freute sich über ein zweites Abendessen. 

Auch bei dem Snack, den sie servierten war der Riegel zwar glutenfrei, enthielt jedoch Nüsse. Es zeigt sich immer wieder bei den Fluggesellschaften, dass sie auf einzelne ausgewählte Allergien eingehen können und da dann auch durchaus gut organisiert sind, indem man beispielsweise glutenfreies Essen erhält. Eine Kombination der Allergien ist jedoch schon schwerlich. So bringen sie beispielsweise einen glutenfreien Riegel mit Nüssen oder einfach ein nussfreies Dessert mit Weizengries. Zu den Allergien machen sie sich also nicht wirklich Gedanken, geschweige denn, dass sie das notwendige Wissen darüber verfügen, um darauf eingehen zu können. So kann es beispielsweise sein, dass man 'milchfrei' angibt und dann der Joghurt ohne Laktose aber mit Milcheiweiss serviert wird oder der Sojajoghurt, bei dem das Protein dem Milcheiweiss ähnelt. Ist ja nicht schlimm, wenn das Wissen nicht vorhanden ist, aber es gibt leider auch niemanden, mit dem man das besprechen kann und der das aufnehmen und darauf eingehen könnte. Es sind eben viele Passagiere und eine Massenabfertigung.  

Bemüht war dann noch die Stewardess, die am Board extra noch Obst suchte, sodass sie ihm auch etwas essbares servieren konnte. 

Für die Kinder hatten sie an Board Spielsachen und was Süßes verteilt. Natürlich kam eine Schokolade mit Nüssen. In der Tasche hatte ich für Start und Landung ein paar Gummibärchen eingepackt, die sie kauen konnten. Sie mussten somit etwas früher her. 

Neben einer Kleinigkeit zum Kauen hat sich für die Landung auch Nasenspray und die Nasenballons bewährt. Es macht Kindern Spaß sie mit der Nase aufzublasen und nehmen den Druck. Kann ich nur empfehlen, selbst für uns Erwachsene.

Mein Fazit für den Flug: Gerade, wenn man mit Anaphylaxie-Risiko fliegt, sollte man vorab abklären, ob man das Essen mitbringen darf. Prävention ist hier an erster Stelle, denn wer mag schon in 10.000 Meter Höhe einen anaphylaktischen Schock erleiden. 

 

Anaphylaxie Notfallmedikamente kühl halten
Fliegen mit Erdnussallergieallergie
Urlaub und Fliegen mit Anaphylaxie
Im Flugzeug mit Nussallergie

Hallo Shandrani Beachcomber

Nachdem es ein Nachtflug war, hatten wir die Anreise doch als kurzweilig empfunden. Wir meldeten uns bei der Rezeption und fragten auch nach dem Chefkoch, so wie vereinbart. Mit dem Begrüßungscocktail und den üblichen Hotelinformationen kam er auch schon mit Block und Stift. Wir gingen mit ihm die Allergieliste durch, als auch Möglichkeiten, die Constantin essen kann und die ihm auch schmecken.

Das Essen würde er separat für Constantin kochen. Hinsichtlich Essensbestellung hatte er uns gebeten immer am Abend zuvor das Essen für den Folgetag zu bestellen. Beim Betreten des Restaurants, sollten wir nach ihm und dem vorbereitetem Essen fragen.  Die Bestellung für das Mittag- und das Abendessen nahm er gleich auf. 

Hotel Shandrani Beachcomber

Wie verabredet meldet wir uns beim Mittagessen gleich am Eingang und fragten nach dem Allergie-Essen für Constantin. Sie wiesen uns einen Tisch zu und der Kellner ging los, um den Küchenchef zu informieren. Der Chefkoch kam sogleich aus der Küche und stellte uns Doris vor. Doris war dafür zuständig, uns und anderen Gästen mit speziellen Bedürfnissen am Buffet zu helfen. Sie wusste über die Zutaten und die Zubereitung der Speisen Bescheid. Sobald wir uns dem Buffet auch nur näherten, begrüßte uns Doris jeden Tag am Buffet, nahm Constantin an die Hand und fragte ihn, was er essen wollte. Ich war sehr begeistert, dass Doris sogar auf mögliche Kontaminationen von anderen Gästen achtete. Waren Schüsseln mit Allergenen in der Reichweite und bestand somit die Gefahr, dass Gäste die Schöpflöffel querbeet nutzten, kam Doris schon angelaufen und sorgte dafür, dass wir die Zutaten frisch aus der Küche erhielten und somit keine Kontamination möglich war.

Vom Buffet holten wir für Constantin immer nur Kleinigkeiten, um die Wartezeit zu überbrücken. Schließlich konnten wir auch schon los gehen und er hatte dann auch das Gefühl sich etwas vom Buffet bedienen zu können. So konnte Constantin beispielsweise Oliven genießen, ein pures Stück Rinder-Carpaccio oder etwas Mais, Bohnen oder Brokkoli. 

Das vom Chefkoch zubereitete Essen für Constantin war üppig. Zu zweit kamen sie immer nach dem Essen mit Block und Stift und fragten Vorspeise, Hauptgang und Dessert ab. Constantin fühlte sich wie der Chef. Zurecht - so gab es beispielsweise eine große Schüssel frisch gegrillter Garnelen als Vorspeise, Chicken Drumsticks mit Gemüse und Kartoffeln als Hauptspeise und meistens ein leckeres Mango-Sorbet. 

Zum Frühstück gab es einen veganen Pfannkuchen aus Reismehl und Tapiokamehl, ein glutenfreies Brot, Avocado, Lachs und frisches Obst.

Auch in den Themen-Restaurants gingen sie optimal auf unsere Bedürfnisse ein. Wir fragten uns, wie jeder Chefkoch bereits die Allergene von Constantin kannte. Simpel, aber wirkungsvoll: Die Chefköche hatten eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe über die sie kommunizierten. So hatte der Chefkoch gleich zu Beginn unsere Zimmernummer mit der Allergieliste gepostet und darauf hingewiesen äußerst vorsichtig bei der Essenszubereitung zu sein. Wir mussten nur  die Zimmernummer nennen und schon wusste jeder Bescheid. Egal in welchem Restaurant wir waren, wir hatten immer ein angepasstes Essen mit mehreren Gängen. Constantin hatte die viele Aufmerksamkeit und das leckere Essen sehr genossen.  Das ganze Küchenpersonal kannte uns. Wir wurden sehr liebevoll behandelt. Das Personal war äußerst flexibel und darauf bedacht, dass es Constantin gut ging. VIELEN DANK an dieser Stelle an das Team des HOTELS SHANDRANI BEACHCOMBER. 

Unsere Kinder wollten das ein oder andere Mal auch die Bastel-Angebote im Kids-Club nutzen. Bei der Anmeldung wurde bereits abgefragt, ob die Kinder etwas essen dürfen und ob sie Allergien haben. Auch hier zeigte sich das Hotel sehr gut organisiert. 

Mit Allergie und Anaphylaxie im Hotel Shandrani Beachcomber
Urlaub mit Allergie und Anaphylaxie

Ausflüge, Apotheken und Supermärkten

Nachdem wir unseren Aufenthalt zu Beginn des 'Mauritius-Winters' geplant hatten, war uns schon klar, dass es kein reiner Badeurlaub werden würde. Auch im Winter hat es auf Mauritius zwischen 22 und 28 Grad Celsius. Das ist zwar angenehm, aber zum langen Baden nicht immer die beste Wassertemperatur. Wir hatten einige Ausflüge geplant: Die Riesenschildkröten im Naturpark füttern, eine Tour durch den Regenwald, Besuch einer Zuckerrohrplantage, die schönsten Bade-Strände, eine Boots-Ausfahrt und noch ein paar Dinge mehr. 

Wir waren mit Mietauto sehr flexibel und hatten somit auch die Möglichkeiten einkaufen zu gehen. In den größeren Einkaufspassagen war eine hervorragende Auswahl vorzufinden auch an glutenfreien Speisen und Snacks. Selbst milchfreie Alternativen jeglicher Art waren in großen Supermärkten vorzufinden. Die kleineren Einkaufsläden waren von ihrem Angebot etwas begrenzt. Doch auch selbst hier konnte man einiges für Allergiker finden - glutenfreies Brot und milchfreie Alternativen. Man hätte somit immer was essbares gefunden, spätestens bei der frischen Auswahl an Obst und Gemüse.

Am liebsten kauften wir jedoch einfach von den vielen Obstständen eine frische Ananas oder Mango und für den Rest der Familie gab es dann noch eine frische und leckere Cocosnuss. Auf ganz Mauritius sind immer wieder Obststände oder kleinere Food Trucks vorzufinden. Alle zeigen sich offen und aufgeschlossen und sind bemüht auf die Allergien einzugehen. Man hat auch den Eindruck, dass sie die Allergien ernst nehmen und es nicht einem Niesen gleichsetzen. Sie gingen stets auf die verwendeten Zutaten und die Zubereitung ein, sodass man auch ein gutes Gefühl beim Bestellen hatte. Wir hatten auch nie eine allergische Reaktion und das bei 21 Lebensmittelallergien. War es doch mal schwieriger mit der Auswahl an verträglichen Speisen, hatte man immer die Möglichkeit eine Portion Pommes irgendwo zu bestellen. Nachdem es am Abend wieder gesundes und ein ausgewogenes 3-Gänge-Menü gab, war das auch mal nicht so tragisch. Und Urlaub ist Urlaub :-).

Auch die Apotheken waren in den großen Einkaufspassagen hervorragend ausgestattet. Sei es Antihistaminikum oder auch der Bedarf für  Neurodermitis-Patienten konnte gut abgedeckt werden. So hatten sie beispielsweise passende Gesichts-Cremes oder Sonnencremes bekannter Marken verfügbar.  Auch hier vermittelt Mauritius ein gutes Gefühl beim Aufenthalt.

 

Mein Fazit

Mauritius und das Hotel Shandrani Beachcomber haben auf jeden Fall den Allergie-Check bestanden. Die Absprache vorab als auch das Umsetzen und Eingehen auf die Allergien vor Ort haben super funktioniert. Sie sind individuell auf unsere Bedürfnisse eingegangen. Dabei hatte man nicht das Gefühl, dass man Umstände bereitet, sondern man wurde liebevoll umsorgt und das Küchenpersonal zeigte sich kompetent und flexibel. Die Supermärkte und die Apotheken sind gut ausgestattet. Und auch bei Ausflügen kommt man an alternative Lebensmittel. Für die Flüge sollte man vorab klären, ob man eigenes Essen an Board bringen darf und zwei Autoinjektoren für den Notfall parat haben. So kann man mit einem guten Gefühl reisen und auch die Seele baumeln lassen. Schließlich will man seinen Urlaub genießen!


FALLS DER BEITRAG FÜR EUCH HILFREICH WAR, TEILT IHN GERN!


Falls Ihr Fragen habt oder Eure Erfahrung teilen möchtet, freue ich mich.

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