Restaurantbesuch trotz Anaphylaxie

Veröffentlicht am 10. April 2023 um 22:29

Von vielen Eltern mit Allergiekindern höre ich immer wieder, dass sie Verwandte nicht besuchen oder auch Restaurantbesuche meiden. An einen Urlaub in einem Hotel ist nicht zu denken. 
Wir versuchen das Leben so 'normal' wie möglich zu gestalten und versuchen an all den tollen Erlebnissen, die das Leben zu mit sich bringt teilzunehmen. Egal, ob es sich um einen Wanderausflug oder einen Besuch im Restaurant oder bei Verwandtschaft handelt, der Ausflug sollte durchdacht und organisiert sein. Doch was muss vorab geklärt sein und was sollte unbedingt in der Tasche dabei sein?  

Restaurantbesuch mit Anaphylaxie/Allergie

Der geplante Restaurantbesuch

Viele Eltern meiden Restaurantbesuche, insbesondere dann, wenn das eigene Kind beim Konsumieren von bestimmten Lebensmitteln anaphylaktisch reagiert. Zwar ist das Risiko eines Schocks deutlich geringer, wenn man jede Mahlzeit im daraus ausgerichteten Heim zubereitet. Die Bedeutung für das Wohlbefinden der ganzen Familie ist so ein Restaurantbesuch aber auch nicht von der Hand zu weisen - Mama kann sich mal entspannen und muss nicht am Herd stehen, für das Kind mit all den Allergien bedeutet es ein Stück Normalität und für die ganze Familie eine willkommene Abwechslung. Wenn man den Besuch vorab plant, kann das Risiko auch reduziert werden, sodass man ihn auch genießen kann. 

In unserem Umkreis haben wir eine Handvoll Restaurants, denen wir vertrauen und bei denen wir wissen, dass die Absprache gut läuft. Vorab hatten wir dafür die Restaurants angerufen und ihnen von den 21 Allergien berichtet, als auch von den Nahrungsmitteln, die ein Anaphylaxie-Risiko mit sich bringen. Damit die Allergie/Anaphylaxie ernst genommen wird, erläutere ich kurz die Auswirkung und dass es sich um einen lebensbedrohlichen Zustand handelt, sollte Constantin mit bestimmten Nahrungsmitteln in Berührung kommen. Das ist wichtig, um auch die Bereitschaft der Restaurants abzufragen, sich auf darauf einzulassen und gemeinsam dafür Sorge zu tragen, dass auch Constantin das Essen genießen kann.

Vorausgesetzt, dass die Bereitschaft vom Restaurant da ist, sich auf die Gegebenheiten einzustellen, frage ich stets, ob es möglich ist, ihm Kartoffeln, Grillgemüse und Fleisch oder Fisch in Rapsöl angebraten zuzubereiten ohne dabei in Kontakt mit Nüssen jeglicher Art, Erdnüssen oder Hühnerei zu kommen. Die klare Vorgabe hinsichtlich der Speiseauswahl hat dabei mehrere Vorteile: Die Köchin/der Koch hat eine klare Vorstellung darüber, was gegessen werden kann und ich kann davon ausgehen, dass es auch gegessen wird, da ich weiß, dass das Constantin mag. Umso wenigere Komponenten das Gericht aufweist, desto leichter tun sich die Köchinnen und Köche. Die Absprache wird deutlich komplexer, wenn versucht wird, ein Gericht von der bestehenden Speisekarte zu kochen und dabei auf all die Allergien einzugehen. Allein die Bestandteile einer guten Soße oder auch das Verwenden von fertigen Bestandteilen (beispielsweise Pesto oder Brühe) bringen Unsicherheit mit sich, was alles an Nahrungsmitteln verarbeitet wurde und lassen somit das Risiko und das ungute Gefühl beim Besuch ansteigen. In manchen Pestos werden Cashews verarbeitet in anderen nicht. Manche Kraftbrühe beinhaltet Weizenmehl, andere nicht. Je nach Koch kann die Zubereitung anders ausfallen. Soll es zum Schluss noch ein Dessert geben, informieren wir uns darüber, was für Constantin als Dessert in Frage kommt. Ist nichts für ihn dabei, packe ich ihm etwas ganz Besonderes ein, dass ihm als Alternative serviert werden kann. So fühlt er sich nicht ausgeschlossen und kann muss uns nicht beim Genießen zuschauen. Das kann entweder ein Stück Kuchen sein, dass ich am Vortag vielleicht sogar mit ihm in Vorbereitung darauf gebacken habe oder ein 'schnelles Dessert', dass ich zu Hause davor als Überraschung vorbereitet habe oder aber auch einfach nur Gummibärchen, die funktionieren bei uns gerade immer!


Handelt sich um ein Brunch, dass vom Restaurant angeboten wird, bietet es sich an zunächst die Möglichkeiten abzufragen, die das Restaurant anbietet. Es gibt bereits einige Restaurants, die sich hier schon auf Allergiker eingestellt haben und beispielsweise glutenfreien Brote oder Brötchen oder auch Alternativen ohne Milcheiweis beispielsweise in Form von Hafermilch anbieten. Die Reaktionen von den Restaurants fallen unterschiedlich aus. Während es Restaurants gibt, die sofort abwehren und das Risiko nicht eingehen wollen, gibt es
wiederum andere, die sehr wohl darauf eingehen und das glutenfreie Brot extra vor dem Besuch besorgen oder auch das Verarbeiten der eigenen Lebensmittel zulassen. Unser Sohn Constantin verträgt Wachteleier, jedoch keine Hühnereier. Er kocht selbst sehr gerne und durfte im Restaurant gemeinsam mit der Köchin sein Omelett zubereiten. So wurde der Restaurantbesuch ein kleines Highlight. 
Zum Schluss gebe ich in der Vorabstimmung noch ein paar Hinweise, worauf bei der Zubereitung geachtet werden sollte. Die Hinweise dienen insbesondere dazu, eine Kontamination mit anderen Nahrungsmitteln zu vermeiden. So sollte beispielsweise nicht das selbe Schneidebrett oder der selbe Kochlöffel verwendet werden.  

Die wichtigsten Fragen, die mit dem Restaurant besprochen werden sollten

  • Bei welchen Nahrungsmittel besteht ein Anaphylaxie-Risiko? 
  • Was bedeutet Anaphylaxie überhaupt?
  • Kann das Restaurant auf die Allergie(n)/Anaphylaxie eingehen? (Grundsätzliche Bereitschaft abfragen)
  • Was soll mitgebracht werden? (Beispielsweise die Hafermilch oder die glutenfreien Cornflakes oder Nudeln)

 

Während des Restaurantbesuchs

Im Gepäck habe ich natürlich das Anaphylaxie-Set und die mit dem Restaurant abgesprochenen alternativen Nahrungsmitteln. Nachdem wir in Ruhe im Restaurant angekommen sind, spreche ich die Bedienung darauf an, dass wir wegen den Allergien und dem Anaphylaxie-Risiko bereits angerufen hatten. Meist kommt kurz der Ansprechpartner aus dem Telefonat kurz vorbei für die letzten Absprachen. Ich weise nochmal kurz darauf hin, was beim Zubereiten beachtet werden sollte, damit man eine Kontamination ausschließen kann und was zubereitet werden soll. Alternative Nahrungsmittel werden mitgegeben und dann kann man den Restaurantbesuch auch schon genießen. Beim Essen achten wir natürlich darauf, dass nichts von anderen Tellern sich verläuft. 

Unsere Erfahrung zeigt, dass sich viele Restaurants auf Allergiker eingestellt haben und bereit sind, für alles dafür zu tun, dass man auch als Allergiker das Essen genießen kann. Der Kontakt zu den wirklich sehr bemühten Menschen im Restaurant wurde viel persönlicher und intensiver und damit der Aufenthalt stets eine gute Erfahrung. 

Der spontane Restaurantbesuch

In der Regel ergibt sich ein spontaner Besuch im Restaurant, wenn ein Ausflug doch etwas länger geht und genossen wird und man spontan doch etwas Warmes essen möchte. Bei jedem Ausflug im Gepäck führen wir das Anaphylaxie-Set mit uns und haben stets ein Vesper dabei. Auch etwas Besonderes darf nicht fehlen, falls jemand ein Eis essen möchte und es für Constantin nichts gibt. 

Bevor wir uns setzen, frage ich schon die Bereitschaft ab, ob sie auf die Allergien/Anaphylaxie eingehen können. Ein Gericht mit wenigen Komponenten machen es einfacher - auch hier gibt es meist die Kartoffeln mit Gemüse und Fisch oder Fleisch. Man glaubt es kaum, wie unterschiedlich die Geschmäcker trotz gleicher Vorgaben sein können. 

Ist nichts dabei, gibt es Pommes. Die Frage nach dem Öl fürs Frittieren ist dabei wichtig. Manche Restaurants verwenden Erdnussöl für frittierte Produkte. Als Beilage kann mit den mitgebrachten  Vesper aufgestockt werden, wenn es sich um einen Biergarten oder eine Imbissbude handelt uns nichts bestellt werden kann. 

Letzte Hinweise für die Zubereitung werden mit dem Koch besprochen und dann darf man das Essen auch schon genießen.

Tippe bei Anaphylaxie im Restaurant
Was beachten beim Restaurantbesuch mit Anaphylaxie

Auch bei den spontanen Restaurantbesuchen haben wir bislang gute Erfahrung gemacht. Insbesondere die Vorgabe des Gerichts das zubereitet werden soll, war dabei sehr hilfreich. So konnte durch die Absprache Komponenten ausgeschlossen werden, die Unsicherheiten mit sich bringen (beispielsweise Soßen oder Fertigprodukte). Achtet die Köchin/der Koch beim Zubereiten darauf, dass der Kontakt mit anderen Nahrungsmitteln vermieden wird und separate Küchenutensilien verwendet werden, kann auch hier der Restaurantbesuch zu einer guten Erfahrung werden. 

 

Aktuell bilden wir unsere Hündin zum Begleithund für Allergiker aus. Ziel dabei ist es unter anderem, dass sie Allergene erschnüffeln und freigeben kann. Auch das soll uns im Tagesablauf ein Stück Normalität und vor allem Sicherheit bringen.

Ich wünsche Euch viele schöne  Momente und unbeschwerte Restaurantbesuche und hoffe, dass Ihr ein paar hilfreiche Tipps für Euren Restaurantbesuch mitnehmen konntet.

Restaurantbesuch Mit Anaphylaxie
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